Die Zeit sei längst vorbei, meinte er, in der er geglaubt
habe, die Welt ließe sich mit einem Wort verändern, vielleicht
sogar auf den Kopf stellen. Mittlerweile wisse er zu genau, dass
mit Wörtern nichts auszurichten sei, gar nichts, wie er sagte.
 
Er sei auch sich selbst gegenüber vorsichtiger geworden. Er wolle
nichts mehr und niemandem mehr etwas versprechen, schon gar nicht
an einem Totenbett.
 
Früher, so er, sei er gen bei Leuten gesessen, die wenig redeten.
Heute sitze er, wenn überhaupt, gern bei Leuten, die nichts redeten.
 
Seine Fähigkeit zum Lustigsein, meinte sie, grenze an die eines
Sargdeckels.
 
Jahrelang hatte man ihn den „Hincker“ genannt. Als er endlich wieder
normal gehen konnte, war man ihm böse.
 
Introvertiert, sagte er, sei sie ja eigentlich immer nur sozusagen
im engen Kreis gewesen. In größeren Gesellschaften sei sie schon aus
sich herausgegangen, wie man sage. Sie sei also eine Art Klein-
gesellschaftsmuffel gewesen.
 
Die geschlossenen Augen verhinderten das leise Näherkommen der Bilder
nicht. (Die Erinnerung machte vor nichts Halt.)
 
Man habe zu ihm nur selten „Mahlzeit“ sagen können, erzählte sie,
„Prost“ hingegen fast immer.
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DER SPÄTE HERBST
 
beginnt dem Jahr
die Langsamkeit
zu zeigen.
Das Hasten geht
dem Ende zu.
 
In den Wäldern
hat der Sturm
die blassen Farben
fortgeweht.
 
Der schwere Stein
am Wiesenrand
lehrt uns
die Geduld.
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